Lingener
Kammerorchester e.V.
1984 - 1996
1984
In den folgenden Jahren gehörten das Weihnachtsoratorium von J.S. Bach oder Teile daraus zum ständigen Repertoir des Lingener Kammerorchesters.
Schließlich war es der Zuwachs an jungen leistungsstarken Instrumentalisten, der das Orchester ermutigte, langsam den Boden der Barockmusik zu verlassen und mit den Klassikern Mozart und Beethoven ein neues Terrain zu betreten. Als professionelle Begleitung auf diesem Weg wählte man für das Konzert 1984 Horst Hegel, den 1. Konzertmeister der Osnabrücker Symphoniker, der mit den Romanzen F-Dur und G-Dur von Beethoven das Publikum begeisterte.
1986
Der nächste Schwerpunkt der Probenarbeit des Orchesters bestand in der Vorbereitung des Oratoriums Die Schöpfung von Joseph Haydn. Unter Bernhard Talles Leitung agierte das Orchester bei der Aufführung neben den Chören der ev. ref. Kirche und des Lingener Kammerorchesters und zahlreicher anderer Sänger der Lingener Chorszene routiniert, so dass, wie der Kritiker schrieb: “ die großen Zusammenhänge und die einzelnen Teile plastisch herausgearbeitet wurden und die Zuhörer die faszinierende Kombination von Wort und Musik spüren konnten“.
1988
Vom Erfolg beflügelt entschied man sich im Orchester, gemeinsam mit den Chören an die Erarbeitung der Johannes-Passion von J.S. Bach heranzugehen.
Die Aufführung der Johannes-Passion fand dann 1988 statt und wurde ein großer Erfolg. In den nachfolgenden Beurteilungen wurde insbesondere die Tatsache herausgestellt, dass eine Stadt von der Größe Lingens ohne ein festes eigenes Orchester „ihre“ Johannes-Passion aufführen konnte, was der sorgfältigen Vorbereitung und engagierten Mitarbeit der Choristen und Instrumentalisten und der umsichtigen Leitung von Bernhard Talle zu verdanken war.
1990
In diesem Jahr hatte sich das Orchester viel vorgenommen. Im Mittelpunkt der Probenarbeiten stand ein Orchesterkonzert ausschließlich mit Werken von Felix Mendelssohn Batholdy. Für das Violinkonzert e-moll op. 64 konnte als Solist der 1. Konzertmeister des Osnabrücker Symphonie-Orchesters Horst Hegel gewonnen werden, der schon bei einem Konzert 1984 die Beethoven Romanzen meisterlich interpretiert hatte. Mit der Symphonie No. 4 A-Dur, Die Italienische, war das Orchester gefordert und obwohl an einigen Stellen gewissermaßen seine Grenzen ausgelotet wurden, erfüllte es seine Aufgabe mit Bravour.
1991
Mit vergleichsweise kleinem Orchester wurde - nict weniger erfolgreich – die Aufführung der Kantaten Der Schulmeister von Philipp Telemann und Die Bremer Stadtmusikanten von Hans Bergese durchgeführt. Mitglieder der Chöre des Kammerorchesters, der ev.ref. Kirche und Mitarbeiter des Theater-pädagogischen Zentrums bereiteten dem Publikum einen vergnüglichen Nachmittag.
Ein weiterer Schwerpunkt der musikalischen Arbeit dieses Jahres war die Aufführung des Dettinger Te Deums von Georg Friedrich Händel. Orchester Chöre und Solisten erledigten ihre Aufgaben „voller Frische und Aufmerksamkeit, so dass die Sätze einer barocken Prachtentfaltung gleichkamen“, wie der Kritiker schrieb.
1992
Musikalisch startete das Jahr 1992 mit einem Konzert mit Werken des Barock und der Wiener Klassik. Es sollte das letzte Konzert sein, das das Orchester unter seiner Leitung aufführte.Bernhard Talle verstarb völlig überraschend am Ostersonntag 1992. In großer Trauer und Anteilnahme und in Erinnerung an die zahllosen Konzerte unter seiner Leitung, an seine Freundlichkeit und Begeisterungsfähigkeit nahmen Orchester, Chöre und viele Musikfreunde in einer bewegenden Trauerfeier Abschied.
Für das Orchester ergab sich nun die Notwendigkeit, für die Fortsetzung der musikalischen Arbeit einen neuen Dirigenten zu finden. Erfreulicherweise waren über die Zusammenarbeit mit dem Kammerchor der Musikschule der Niedergrafschaft bei einigen vorangegangenen Konzerten bereits Kontakte zu dessen Dirigenten Heinz Josef Bausen, der gleichzeittig Leiter der dortigen Musikschule war, gepflegt worden. Und so ergab es sich, dass Herr Bausen das Angebot, das Dirigat des Lingener Kammerorchesters zu übernehmen, gerne annahm.
Die räumliche Nähe der Niedergrafschaft zur holländische Grenze und die Kontakte, die Herr Bausen zu niederländischen Musikern pflegte, wirkte sich nun auch positiv auf das Lingener Kammerorchester aus.
1993
Erstes herausragendes Zeichen dieser Zusammenarbeit war das Orchesterkonzert im Februar 1993, in dem ein Bläserquintett aus Zwolle mit dem Orchester Mozarts Sinfonia concertante Es.-Dur aufführte. Auf die solistischen Qualitäten einiger Instrumentalisten aus Enschede konnte auch zurückgegriffen werden, als im Juni die Aufführung des Karneval der Tiere von Camille Saint-Saêns anstand. In der Inszenierung und nach einer Idee von Elisabeth Menzel spielten die Kinder und Jugendlichen des Jugend-Musikkollegs Lingen ihre Tiere und Ulrich Talle verknüpfte gekonnt als erzählender Clown die einzelnen Spielszenen.
Parallel zu diesen Aktivitäten vertiefte das Lingener Kammerorchester die Zusammenarbeit mit der Kirchenmusikerin Heike Hastedt. Ergebnis dieser Arbeit war u.a. ein Chor- und Orchesterkonzert in der ev. ref. Kirche mit Werken von Bach und Mozart. Für das Orchester allerdings erwies sich die geteilte Probenarbeit als auf Dauer belastend.
1995
Und so ergab es sich, dass Frau Hastedt im Jahr 1995 die künstlerische Leitung des Orchesters übernahm. Die Arbeit mit dem Orchester war ihr bekannt, folglich bedurfte es keiner Anpassungsproben, um am Jahresende mit überzeugenden Gesangssolisten und dem Chor der ev. ref. Kirche die ersten Teile des Weihnachtsoratoriums zu einer eindrucksvollen Aufführung werden zu lassen.
Die Zusammenarbeit währte allerdings nur bis 1996, da Frau Hastedt in diesem Jahr eine Kirchenmusikerstelle in Süddeutschland antrat.